Die geopolitische Gemengelage hat die Finanzmärkte fest im Griff und damit auch das Gemüt der Anleger. In den Fokus geraten damit auch Vermögenswerte, die in den letzten Jahren noch nicht im Fokus standen, wie z. B. Silber. Das Edelmetall fasziniert aber schon seit Jahrtausenden, als Schmuck, Währung und Symbol für Reinheit. Heute aber spielt Silber eine vielleicht noch bedeutendere Rolle: Es ist unverzichtbar für viele Technologien der Zukunft. Von Solarzellen über Medizintechnik bis hin zur Hochleistungs-Elektronik in der Verteidigung. Silber steckt überall drin, oft unsichtbar, aber essenziell. Besonders Mexiko und Peru, unter den größten Produzenten weltweit, stehen dabei im Zentrum des Geschehens. In Mexiko geht die Förderung aber zurück, während der globale Bedarf regelrecht explodiert. Die Folge: Eine stille Knappheit, die sich immer deutlicher im Preis bemerkbar macht. In einer Welt, die elektrischer, digitaler und unsicherer wird, rückt Silber so wieder ins Rampenlicht. Nicht nur als Werkstoff, sondern auch als strategischer Rohstoff mit wachsender Bedeutung für Wirtschaft und Investoren.
Von Schmuck bis Hightech – Die Erfolgsstory eines einzigartigen Metalls
Silber, chemisches Symbol AG für Argentum, ist heute weit mehr als ein Edelmetall. Es ist ein strategischer Werkstoff, der in Schlüsseltechnologien unverzichtbar ist. Mit dem höchsten elektrischen Leitwert aller Metalle findet es Anwendung in Elektronik, Batterien und Solarzellen. Allein 2024 wurden schätzungsweise 220 Millionen Unzen Silber für die Photovoltaik benötigt, mehr als doppelt so viel wie 2021. Insgesamt überstieg die globale Silbernachfrage 2024 das Angebot um rund 130 Millionen Unzen. Die Lagerbestände an den Terminbörsen werden zunehmend knapp.
Silber ist heute vor allem in den Zukunftsbranchen relevant: In der Medizintechnik kommt es in Röntgengeräten, MRT-Spulen und Laboranalytik zum Einsatz. Dank seiner antibakteriellen Wirkung senkt es post-operative Infektionen, ein wachsender Markt angesichts einer alternden Bevölkerung. Auch in der Elektromobilität steigt die Nachfrage: Bordelektronik, Batteriemanagement und Ladeinfrastruktur benötigen hochreines Silber. Ein oft übersehener Faktor ist der Rüstungssektor. Moderne Systeme wie Drohnen oder Tomahawk-Raketen enthalten teils Hunderte Unzen Silber. Auch europäische Unternehmen wie Rheinmetall setzen auf das Metall, besonders im Bereich elektronischer Verteidigungslösungen.
Das Angebot jedoch schrumpft. Förderländer wie Mexiko, Peru oder Chile melden Rückgänge, während Recycling nur begrenzte Mengen zurückführt, denn Silber wird in industriellen Prozessen verbraucht, d. h. es geht dem Kreislauf verloren. Seit einigen Jahren verschwindet es auch in gigantischen Tresoren, denn der kleine Bruder von Gold konnte sich seit der Jahrtausendwende im Preis von 5 auf über 35 USD versiebenfachen. Neue Lagerstätten bleiben selten und geopolitische Risiken verschärfen die Lage. Steigende industrielle Nachfrage, anhaltende Angebotsdefizite und mögliche Inflationssorgen könnten Silber aus dem Schatten des Goldes holen. Experten halten Preise von über 50 USD je Unze mittelfristig für möglich!
Pan American übernimmt MAG Silver – Der Sektor ist wieder heiß
Die Dynamik auf dem globalen Silbermarkt zwingt große Produzenten zum Umdenken, nicht nur wegen rückläufiger Fördermengen, sondern auch aufgrund zunehmend kürzerer Minenlaufzeiten. Um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben, rückt für viele Unternehmen neben der Erschließung neuer Lagerstätten auch die strategische Konsolidierung in den Fokus. Denn Zusammenschlüsse bieten insbesondere auf der administrativen Ebene, etwa bei Börsengebühren, Konzernstrukturen oder der Wirtschaftsprüfung erhebliche Synergien. Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Zielunternehmen geografisch bereits in einem bestehenden Fördergebiet aktiv ist.
Ein aktuelles Beispiel dafür liefert Pan American Silver (TSX: PAAS; WKN: 876617; ISIN: CA6979001089): Der kanadische Konzern aus Vancouver kündigte im Mai 2025 die Übernahme von MAG Silver (TSX: MAG; WKN: 460241; ISIN: CA55903Q1046) an, ein Deal im Umfang von rund 2,1 Mrd. USD, finanziert durch 500 Mio. USD in bar sowie rund 60 Mio. neue Pan American-Aktien. Ziel der Übernahme ist der 44%-Anteil an Juanicipio, einem hochgradigen Silber- und Goldprojekt in Mexiko, das aktuell noch von Fresnillo betrieben wird. Die Region zählt zu den bedeutendsten Silbergürteln der Weltund Juanicipio gilt als eines der effizientesten Projekte dort, mit Produktionskosten (AISC) von nur 6 bis 8 USD je Unze. MAG-Aktionäre erhalten für ihre Anteile rund 27 % Aufschlag auf den durchschnittlichen 20-Tage-Kurs vor Bekanntgabe des Deals und werden künftig rund 14 % am kombinierten Unternehmen halten. Für Pan American bedeutet die Akquisition einen deutlichen Ausbau der Reserven: Über 58 Mio. Unzen an gesicherten Silbervorkommen, dazu 19 Mio. Unzen in der M&I-Kategorie sowie weitere 35 Mio. Unzen in der Inferred-Stufe fließen allein aus Juanicipio zu. Für das laufende Jahr wird mit einem zusätzlichen Free Cashflow von rund 98 Mio. USD gerechnet, ein starker finanzieller Hebel für das Unternehmen.
Neben den Ressourcen sichert sich Pan American auch das Explorationspotenzial aus MAGs weiteren Projekten Deer Trail (Utah) und Larder (Ontario), die als aussichtsreiche Pipeline-Kandidaten gelten. Der Zusammenschluss steht noch unter dem Vorbehalt kartellrechtlicher Genehmigungen in Mexiko. Die Aktionäre haben am 11. Juli ihr Einverständnis dazu erklärt. Sollte der Abschluss bis Ende 2025 erfolgen, würde Pan American Silver endgültig in den Kreis der „Tier-One“-Silberproduzenten aufsteigen, mit einem skalierbaren, geografisch fokussierten Portfolio, starkem Cashflow und einer der besten Kostenstrukturen der Branche. Die Aktie von MAG Silver erreichte in den letzten Wochen Höchstkurse von über 31 CAD, Pan American kann in den letzten 12 Monaten auf einen Zuwachs von 50 % verweisen. Bei beiden Titeln ist jetzt eine Konsolidierung wahrscheinlich. Die mittelfristigen Perspektiven sind mit Silberpreis-Erwartungen jenseits der 40 USD aber ausgezeichnet.
Magma Silver – Ein neuer Player in Peru
Der kanadische Explorer Magma Silver Corp. (TSX-V: MGMA; WKN: A411DV; ISIN: CA5589221004) treibt sein Gold-Silber-Projekt Niñobamba im südamerikanischen Peru voran, einem Land, in dem der Bergbau 15 % des BIP ausmacht und stabile rechtliche sowie kostengünstige Rahmenbedingungen herrschen. Peru zählt zu den weltweit größten Silberproduzenten und bietet geologisch äußerst attraktive Bedingungen. Das 4.100 Hektar große Projektgebiet liegt in einem vielversprechenden Erztrend rund 500 km südöstlich von Lima. Frühere Betreiber wie Newmont oder AngloGold investierten bereits über 14 Mio. CAD. Historische Bohrungen lieferten signifikante Gold- und Silbergehalte und verleihen dem Projekt eine „geologische Glaubwürdigkeit“.
Magmas Fokus liegt auf den drei Vorkommen Niñobamba, Randypat und Jorimina. Letzteres soll im vierten Quartal 2025 im Rahmen einer Bohrkampagne näher untersucht werden. Die nötigen Genehmigungsverfahren laufen, erste Proben aus flachen Bohrungen zeigen bereits ermutigende Resultate wie etwa 72,3 Meter mit 1,19 g/t Gold. Frühere Grabenproben und Bohrungen zeigten ebenfalls hochgradige Abschnitte. Die Geologen sind begeistert, die sehen Hinweise auf eine ausgedehnte, hochsulfidische Mineralisierung, deren Potenzial durch die anstehenden Bohrungen weiter validiert werden soll.
Magma Silver hat inzwischen eine peruanische Tochter („Minas Sami Plata SAC“) gegründet und arbeitet mit dem lokalen Umweltberater Ecosoul zusammen. Neben Umweltstudien werden auch archäologische Analysen und enge Dialoge mit der Gemeinde durchgeführt. In Peru können Konflikte mit lokalen Gemeinschaften schnell zum Stillstand führen, das will das Management natürlich aktiv vermeiden und zeigt sich kooperativ mit der Bevölkerung, welche ihre Ansprüche bereits auf viele Jahrhunderte begründet. Die Bohrgenehmigung für Jorimina wird im dritten Quartal 2025 erwartet. Die Leitung übernimmt der erfahrene peruanische Geologe Edgar Leon Choque, unterstützt vom Peru-Veteranen Jeffrey Reeder. Mit rund 6,2 Mio. CAD Marktkapitalisierung bei 34,3 Mio. ausstehenden Aktien ist Magma Silver aktuell sehr niedrig bewertet. Sollte die erste Bohrkampagne starke Ergebnisse liefern, könnte das Unternehmen schnell in den Fokus von Investoren oder potenziellen Partnern geraten. Die Kombination aus vielversprechender Geologie, stabiler Rechtslage und erfahrener Projektführung macht das Unternehmen zu einem spannenden Explorationswert mit Hebel auf steigende Edelmetallpreise.
Endeavour und First Majestic Silver – Investoren freuen sich über steigende Margen
Mexiko ist trotz wachsender politischer Unsicherheiten ein global zentraler Standort für den Silberbergbau. Auch unter der neuen, linksgerichteten Regierung bleibt der Sektor ein bedeutender Pfeiler der Volkswirtschaft. Dennoch verschärft sich der Ton: Strengere Umweltauflagen, längere Genehmigungsverfahren und zunehmende staatliche Einflussnahme sorgen bei internationalen Investoren und Betreibern für wachsendes Unbehagen. Neue Bergbaukonzessionen werden nur noch vereinzelt vergeben und die Bürokratie hemmt vielerorts Fortschritte. Dennoch bleibt Mexiko für viele Gesellschaften unverzichtbar, nicht zuletzt wegen seiner geologischen Besonderheiten, gut ausgebauter Infrastruktur und der historischen Rolle als bedeutendster Silberproduzent der Welt.
Zu den prominentesten ausländischen Akteuren zählen First Majestic Silver (TSX: AG; WKN: A0LHKJ; ISIN: CA32076V1031) und Endeavour Silver (Xetra: EXK; WKN: A0DJ0N; ISIN: CA29258Y1034). First Majestic betreibt unter anderem die Minen San Dimas, Santa Elena und La Encantada. Rund 90 % der gesamten Silberförderung stammen aus diesen Projekten. Das zweite Quartal 2025 verlief stark: Mit 3,7 Mio. Unzen Silber wurde eine neue Rekordmarke erreicht, ein Plus von 76 % gegenüber dem Vorjahr. Inklusive Goldäquivalenten kam das Unternehmen auf 7,9 Mio. Unzen Silberäquivalent, gute 48 % über Vorjahr. Besonders hervorzuheben ist die erfolgreiche Integration der Cerro Los Gatos-Mine, die inzwischen rund ein Drittel zur Gesamtproduktion beisteuert. Insgesamt möchte First Majestic in 2025 rund 193 Mio. USD investieren. Auch im Bereich Nachhaltigkeit werden Schritte gesetzt: So soll der Einsatz von LNG-Generatoren in San Dimas die CO₂-Emissionen künftig um etwa 25 % senken.
Endeavour Silver zeigte sich im 2. Quartal operativ stabil, blieb aber hinter dem Wachstumsdynamik von First Majestic zurück. Produziert wurden 1,48 Mio. Unzen Silber und 7.755 Unzen Gold, was einem Gesamt-Silberäquivalent von 2,53 Mio. Unzen entspricht. Zwar legte die operative Marge leicht zu, jedoch bleibt das Unternehmen mit einem AISC von über 24 USD pro Unze ein High-Cost-Producer. Um das geplante Produktionswachstum voranzutreiben, übernahm man im Mai MineraKolpa, eine Transaktion, die bis 2026 eine Ausweitung der Förderung um bis zu 150 % ermöglichen soll. Dafür war jedoch eine Kapitalaufnahme von rund 50 Mio. USD nötig. Die Analysten auf LSEG bleiben dennoch zuversichtlich: Sieben Kaufempfehlungen mit einem durchschnittlichen Kursziel von 7,85 CAD lassen aktuell nicht mehr viel Raum, auch bei First Majestic überwiegt nach Überschreiten der Kursziele bei 10,80 CAD inzwischen Zurückhaltung. Beide Unternehmen stehen sinnbildlich für das Spannungsfeld in Mexiko: Starke geologische Perspektiven und operative Fortschritte treffen auf ein zunehmend schwierigeres regulatorisches Umfeld. Investoren bleiben dennoch an Bord, vor allem in Erwartung langfristig höherer Silberpreise und möglicher politischer Entspannung.
Fazit
Silber profitiert zunehmend von der boomenden Nachfrage der Hightech-, Solar- und E-Mobility-Branche. Moderne Solartechnologien und Elektrofahrzeuge setzen verstärkt auf das Edelmetall, was das Angebot weiter verknappt und die Preise antreibt. Nach Jahren relativer Stagnation hat der Silbermarkt zuletzt wieder eindrucksvoll Fahrt aufgenommen. Rückblickend bewies bereits Gold mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von rund 10,9 % seit dem Jahr 2000 ein überzeugendes Wertsteigerungspotenzial, das über den Realzinsen und oft auch über den internationalen Aktienmärkten liegt. Mit dem Sprung über die 38-USD-Marke ist Silber nun endgültig wieder im Rampenlicht. Zahlreiche Analysten und Marktakteure sehen die Gebrüder Hunt-Marke von 50 USD so realistisch wie lange nicht mehr. Anleger sollten sich gestreut über Produzenten, Developer und Explorer engagieren, das senkt das Risiko erheblich.
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