Die Silbernotierung eroberte letzte Woche erstmals die Marke von 50 USD nun ging es sogar auf 53 USD, was viele Marktteilnehmer auf einen heftigen Short Squeeze zurückführen. Der physische Silbermarkt steht unter großem Druck, da die Verfügbarkeit von realem Metall zur Absicherung der zahlreichen Termingeschäfte stark eingeschränkt ist. Dieses Ungleichgewicht sorgt für ungewöhnliche Marktreaktionen und treibt den Spotpreis in eine fast exponentielle Aufwärtsbewegung. Dabei wurde das langjährige Rekordhoch aus den 1980er-Jahren deutlich übertroffen, als die Hunt-Brüder den Markt dominieren wollten. Während diese damalige Übertreibung den Charakter einer Spekulationsblase hatte, zeichnet sich heute ein möglicher fundamentaler Aufwärtstrend ab. Die aktuelle Rally wird nämlich nicht nur von industriellen Nachfragefaktoren getragen, sondern auch von zunehmender geopolitischer Unsicherheit, der Suche nach sicheren Wertanlagen in Zeiten hoher Staatsverschuldungen und der Schwäche des US-Dollars. Welche Perspektiven ergeben sich daraus für risikobewusste Investoren?

Silber – Die Perspektive verschiebt sich

Nun ist sie gebrochen, die 50 USD-Silber-Marke bekannt aus der großen Marktmanipulation der 1980er Jahre. Die Notierungen schnellen in die Höhe, da Angebot und Nachfrage immer weiter auseinanderklaffen. Industriekunden, Privatanleger und ETFs buhlen um ein Metall, dessen physische Verfügbarkeit weltweit schrumpft. Marktteilnehmer sprechen von einem intensiven Short Squeeze, weil in London, dem globalen Handelszentrum, die Lagerbestände seit 2021 um ein Drittel zurückgegangen sind. Gleichzeitig haben Auffangfonds die verfügbare Menge um über 75% verringert. Das Ergebnis sind Engpässe, steigende Leihkosten und Spreads, die den Handel stark bremsen. Die Ursachen sind vielschichtig und beruhen neben Spekulationsmotiven immer mehr auf fundamentalen Faktoren. Silber wird aktuell nicht nur als sicherer Hafen in Zeiten steigender Staatsverschuldungen, Inflation und geopolitischer Krisen betrachtet, sondern ist auch unverzichtbarer Rohstoff für Solarzellen, Halbleiter und Elektromobilität. Die Energiewende erfordert enorme Mengen physisches Metall, während der Ausbau neuer Minen nur langsam voranschreitet. Zudem nimmt Silber in Indien als preisgünstiger Ersatz für Gold bei Schmuck und Geschenken zu.

Die Knappheit führt zu ungewöhnlichen Marktreaktionen: Händler transportieren Silberbarren von Chicago nach London, um Preisdifferenzen zwischen Comex und LBMA auszunutzen. Die Comex-Bestände schwinden wiederum rapide und Experten rechnen damit, dass vermutlich auch China bald physisches Material exportiert, um die Lücke zu schließen. Vielleicht steckt hier aber mehr Hoffnung als Realität in den Äußerungen, um drohende Margin-Calls zu verhindern. Analysten setzen für 2025 realistische Kursziele zwischen 37 und 50 USD an, langfristig sind Preise bis zu 100 USD denkbar. Extreme Spekulationen wie das 500-USD-Ziel von Robert Kiyosaki bleiben vorerst Randerscheinungen. Wichtig ist: Die momentane Rally fußt auf einem weltweiten strukturellen Defizit und nicht auf kurzfristiger Spekulation wie 1980. Die kommenden Wochen versprechen daher eine spannende Entwicklung – wer hier noch ruhig auf dem Sofa sitzen kann, hat wohl keine Silber-Investments!

Endeavour und First Majestic Silver – Von mittelgroß bis superschwer

Wer vom anziehenden Silberpreis profitieren möchte, kommt an profitablen Produzenten kaum vorbei. First Majestic Silver (ISIN: CA32076V1031; WKN: A0LHKJ) hat mit der Übernahme von Gatos Silver im Januar 2025 einen strategisch wichtigen Expansionsschritt vollzogen und sich 70 % am margenstarken Cerro-Los-Gatos-Komplex gesichert. Damit erweitert der Konzern seine ohnehin robuste Produktionsbasis, die weiterhin von San Dimas, Santa Elena und La Encantada in Mexiko getragen wird. Für 2025 rechnet First Majestic mit einer Fördermenge zwischen 14,8 und 15,8 Mio. Unzen Silber, womit ein weiteres Rekordjahr in Reichweite liegt. Im zweiten Quartal 2025 verzeichnete das Unternehmen bereits einen Produktionsanstieg von 48 % auf 7,9 Mio. Unzen Silberäquivalent. Der Fokus liegt jetzt auf Effizienzsteigerung und Kostenkontrolle, die AISC-Spanne soll dank Produktivitätsgewinnen weiter sinken. Rund 170 Mio. USD fließen in diesem Jahr in Exploration, Anlagenmodernisierung und Entwicklung, um das Wachstum nachhaltig abzusichern. Der durch Los Gatos gewonnene Cashflow dürfte künftig einen entscheidenden Beitrag zur Margenverbesserung leisten. First Majestic bestätigte im September 2025, dass die Integration von Gatos Silver planmäßig verläuft und bereits erste Synergien im Bereich Verarbeitung und Logistik sichtbar sind. Das Management kündigte überdies im Oktober 2025 ein neues Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu 50 Mio. USD an, um den gestiegenen freien Cashflow gewinnbringend einzusetzen. Die Aktie hat in den letzten 12 Monaten zwar schon über 100 % zugelegt, die Fundamentaldaten rechtfertigen aber weitere Positionierungen.

Endeavour Silver (ISIN: CA29258Y1034; WKN: A0DJ0N) befindet sich dagegen in einer Phase des Umbruchs. Nach einem verlustreichen Jahr 2024 mit einem Nettoergebnis von –30 Mio. USD strebt das Unternehmen 2025 nun die operative Wende an. Der Umsatz im letzten Quartal belief sich auf 63,5 Mio. USD, jedoch belasteten Derivateverluste von 31,9 Mio. USD das Ergebnis erheblich. Die gestiegenen Silberpreise wirken nun wie ein natürlicher Hebel für eine Erholung. Endeavour konzentriert sich auf zwei Schlüsselprojekte: Pitarrilla, wo 2024/25 über 11.000 Meter gebohrt wurden, sowie Terronera, das künftig die Produktionsbasis erweitern soll. Beide Projekte könnten mittelfristig den Wandel zu einem margenstärkeren Produzenten ermöglichen. Dennoch zeigen technische Ausfälle wie der Mühlenstillstand in Guanaceví und die weiterhin hohe Kostenstruktur, dass operative Stabilität erst noch erreicht werden muss. Im August 2025 meldete Endeavour den erfolgreichen Abschluss der Bauphase von Terronera, der kommerzielle Betrieb soll im ersten Quartal 2026 starten. Zudem kündigte das Unternehmen vor ein paar Tagen eine strategische Partnerschaft mit Pan American Silver zur gemeinsamen Exploration angrenzender Liegenschaften in Durango an. Die Aktie dürfte operativ bald auf Kurs sein! Immerhin konnte Endeavour trotz des laufenden Streamlinings immerhin über 80 % zulegen. Anleger schauen hier auf die gute Langfrist-Perspektive.

Stabilität trifft Chance – Warum Hecla derzeit eine Top-Silberaktie ist

Hecla Mining (ISIN: US4227041062; WKN: 854693) zählt zu den ältesten und zugleich stärksten Silberproduzenten Nordamerikas. Das 1891 gegründete Unternehmen betreibt mit Greens Creek (Alaska), Lucky Friday (Idaho), Casa Berardi (Quebec) und Keno Hill (Yukon) einige der produktivsten Silberminen in politisch stabilen Regionen. Hecla gilt als verlässlicher Wert im Sektor, da es durch hohe Nebenproduktanteile von Gold, Blei und Zink besonders niedrige Produktionskosten erzielt. In Q1 erreichte der Konzern Rekordumsätze von rund 261 Mio. USD bei einem Nettogewinn von 28,7 Mio. USD, unterstützt durch stark sinkende AISC von etwa 11,9 USD pro Unze Silber. Im zweiten Quartal legte der Umsatz auf 304 Mio. USD zu, während der freie Cashflow mit über 100 Mio. USD einen historischen Höchstwert markierte. Diesen Zufluss nutzte das Management, um Schulden zu reduzieren und Anleihen vorzeitig zu tilgen. Besonders positiv fiel die Entwicklung der Keno-Hill-Mine auf, die ihre Silberproduktion in Q2 um rund 23 % steigerte. Noch arbeitet Hecla dort unterhalb der maximalen Kapazität, was für die kommenden Quartale zusätzliches Potenzial bietet. Parallel optimiert das Unternehmen die Prozesse in Greens Creek und Lucky Friday, um die operative Effizienz weiter zu steigern. Der Fokus liegt klar auf nachhaltigem Wachstum und der Nutzung des aktuellen Silberpreisaufschwungs. Analysten sehen Hecla als strukturellen Gewinner, da das Unternehmen sowohl Skaleneffekte als auch Cashflow-Stärke vereint. Risiken bestehen in möglichen Verzögerungen bei Genehmigungen in Kanada. Unter den nordamerikanischen Produzenten gilt Hecla aktuell als Benchmark für operative Qualität und Finanzdisziplin. Mit 7,7 Mrd. EUR Marktkapitalisierung ist Hecla ein Fels in der Silber-industrie. Langfristig besteht laut Analysten auf der Plattform LSEG noch gut 30 % Aufwertungspotenzial.

Questcorp Mining – Frühphase mit mega Potenzial

Als ein wirklich aussichtsreicher Silber-Follower präsentiert sich der Explorer Questcorp Mining (ISIN: CA7479762071; WKN: A40DY5). Das Unternehmen stammt auf Kanada und besetzt das Explorations-Segment. Im Fokus stehen dabei die Metalle Gold, Silber und Kupfer aus den Projekten La-Union-Projekt im mexikanischen Sonora und dem North Island Copper Property (NICP) in British Columbia. Beide Regionen zählen zu etablierten Bergbaugebieten mit verlässlicher Infrastruktur und stabilen politischen Rahmenbedingungen. Besonders das La-Union-Projekt hat sich als potenzieller Gamechanger herausgestellt: Es liegt im hochproduktiven Sonora-Goldgürtel, einem der ertragreichsten Metallgürtel der Welt und zeigt geologisch die Merkmale eines klassischen Carbonate-Replacement-Systems (CRD).

Laut aktueller Unternehmensmeldung vom 16. Oktober 2025 befindet sich das erste Bohrprogramm in zwei Dritteln des geplanten Umfangs und läuft planmäßig auf Kurs und im Budget. Bisher wurden sieben Bohrlöcher an vier von fünf Hauptzielen abgeschlossen, darunter Union Mine, Famosa, North Union und El Cobre. Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten an der Union Mine, wo zwei Bohrungen die Gesteinsschichten der Clemente- und Caborca-Formationen durchteuften, die bereits historisch als Träger hochgradiger Mineralisierung bekannt sind. Bei Famosa testeten zwei Bohrungen die Ausdehnung einer westfallenden Struktur, in deren Haldenproben beeindruckende 59,4 g/t Gold und 833 g/t Silber gemessen wurden. Weitere Bohrungen sind sowohl für diese vier Zonen als auch für das zusätzliche Zielgebiet El Creston geplant.

Trotz witterungsbedingter Verzögerungen hat das Team um CEO Saf Dhillon deutliche Fortschritte erzielt. Der operative Partner Riverside Resources leitet das Programm vor Ort und hat alle Konzessionen in der Projektregion unter Kontrolle. Nach Abschluss der aktuellen Kampagne sollen Ergebnisse aus Bohrproben, geophysikalische IP-Surveys und geologische Neuinterpretationen zusammengeführt werden, um die Struktur des mineralisierten Systems genauer zu definieren. Diese Arbeiten werden entscheidend sein, um das wirtschaftliche Potenzial der Lagerstätte zu bestimmen und die Grundlage für eine mögliche Ressourcenschätzung zu schaffen. Parallel dazu arbeitet Questcorp an seinem North Island Copper Project in Kanada, das zusätzliche Chancen im Kupfer-Silber-Segment eröffnet.

Finanziell ist das Unternehmen dank der Kapitalerhöhungen im Frühjahr und Herbst 2025 solide aufgestellt, wodurch die Explorationstätigkeit ohne Verzögerungen fortgeführt werden kann. Angesichts des derzeitigen Edelmetall-Superzyklus mit Gold über 4.000 USD und Silber über 50 USD steht Questcorp an einem vielversprechenden Punkt seiner Entwicklung. Sollte das Bohrprogramm den Verdacht hochgradiger CRD-Zonen bestätigen, wäre eine deutliche Neubewertung des Unternehmens naheliegend. Wegen Gewinnmitnahmen in der letzten Woche, kann die Questcorp-Aktie gerade sehr günstig im Bereich 0,15 bis 0,16 CAD erworben werden. Die Marktkapitalisierung liegt noch unter 15 Mio. CAD. Zwar befindet sich das Unternehmen noch im frühen Explorationsstadium, doch die Kombination aus starker Geologie, wachsendem Finanzierungszugang und klarem Newsflow macht Questcorp zu einem spannenden Kandidaten mit spekulativem Hebel auf erste Bohrerfolge. Einsammeln!

Fazit

Nach einer längeren Phase der Seitwärtsbewegung bis 2024 steht der Silbermarkt nun vor einer deutlichen Neubewertung. Die zunehmenden globalen Unsicherheiten, anhaltende Inflationssorgen sowie die Rekordstände bei den Staatsschulden lenken das Interesse langfristiger Anleger verstärkt auf Edelmetalle. Während Gold in den vergangenen 30 Jahren durchschnittlich rund 9,2 % Rendite pro Jahr erzielte, zeigt sich nun auch bei Silber eine vielversprechende Aufwärtsdynamik. Die Rückkehr spekulativer Marktteilnehmer in Kombination mit der Aussicht, die Marke von 50 USD nachhaltig zu überwinden, könnte den Weg zu neuen Rekordkursen ebnen. Zusätzlich begünstigen knappe physische Silberbestände und steigende industrielle Nachfrage die positive Marktentwicklung. In diesem Szenario bieten sich für Investoren interessante Möglichkeiten, ihr Engagement breit aufzustellen, etwa durch eine Kombination aus etablierten Förderunternehmen, wachstumsorientierten Juniorminengesellschaften und Explorationsprojekten wie Questcorp Mining. Eine wohldefinierte Diversifikation reduziert Risiken und eröffnet multiple Chancen.

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