Lithium (in jüngerer Vergangenheit nicht selten auch als „neues Öl“ bezeichnet) gehört weiterhin zu jenen Rohstoffen, die verlässlich einen beeindruckenden Preiszuwachs verzeichnen. Tatsächlich hat sich seit November der Lithium-Preis nahezu verdoppelt. Ein steiler Anstieg, von dem selbstverständlich auch die Akteure der Branche profitieren: Die längst fördernden und produzierenden Branchenriesen wie Albemarle und Livent ebenso wie Explorer und Entwickler, die mit ihren Projekten den künftigen Nachschub sichern wollen. Dazu gehören beispielsweise Galan Lithium aus Australien und Foremost Lithium aus Kanada.
Lithium, oder genauer: Lithiumcarbonat beziehungsweise das davon abgeleitete Lithiumhydroxid (LiOH) wird als Ware vornehmlich von der Batterieindustrie nachgefragt. Verwendet wird es für die Kathoden von Lithium-Ionen-Batterien die (auch wenn aktuell alternative Batterietypen erforscht werden) vorerst State-of-the-Art bleiben werden.
Abkehr von fossilen Brennstoffen stärkt Batterieindustrie
Der Bedarf an solchen Batterien steigt weiter und weiter. Dabei sind vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend: Die Elektrifizierung von Fahrzeugen und die nachhaltige Energiewirtschaft. Im E-Auto sorgt Lithiumhydroxid dafür, die mobile Stromversorgung des Motors zu gewährleisten. Strom aus alternativen Quellen wie Solar- oder Windkraft benötigt ebenfalls Zwischen-Energiespeicher, in denen das Lithium-Produkt Anwendung findet. Die Rechnung lautet, zugegeben stark vereinfacht: Wo auf fossile Energieträger, sei es Öl, Erdgas oder Kohle verzichtet wird, steigt der Bedarf an Lithium – ein Trend, der sich künftig verstärken wird.
Hinzu kommt der Umstand, dass der Rohstoff in E-Fahrzeug-Batterien (nach aktuellem Forschungsstand) durch nichts zu ersetzen ist. Doch auch viele alltägliche Gegenstände wie Haushalts-, Kommunikations- und Unterhaltungselektronik können auf Lithium zurzeit nicht verzichten.
Tatsächlich ist das stetig wachsende Interesse an Elektrofahrzeugen ein westlicher Preistreiber für den Rohstoff. Bereits im vergangenen Jahr war der Preis für das Metall um 280 Prozent gestiegen und hat sich seit Beginn des Jahres nochmals verdoppelt.
Lithium als Rohstoff
An das Element Lithium heranzukommen ist allerdings nicht einfach. Chemisch betrachtet ist Lithium ein Alkalimetall, das in der Erdkruste meist als Spurenelement vorliegt. Da es sehr reaktionsfreudig ist, kommt es in der Natur allerdings nicht in Reinform vor. Gefördert wird somit die Lithiumverbindung Lithiumcarbonat, das mineralisiert in lithiumhaltigen Erzen (vor allem Spodumen-Pegmatiten) oder in Salzsolen vorkommt.
Auf chemischem Weg kann das Lithiumcarbonat in Lithiumhydroxid umgewandelt werden, was wiederum – besondere Reinheit und Qualität vorausgesetzt – als Batteriematerial verwendet wird. Lithiumcarbonat in Batteriequalität gilt aufgrund seiner Knappheit in vielen Ländern als „Kritisches Metall“.
Big Player im Marktaufwind: Albemarle …
Der steigende Preis für den Rohstoff nimmt natürlich unmittelbaren Einfluss auf die Aktienkurse von Unternehmen, die ihn abbauen oder verarbeiten. So hat Lithium-Branchenführer Albemarle Corp. (NYSE:ALB) kürzlich einen beachtlichen Kursgewinn verzeichnen können. Die Aktie von Albemarle performte sogar besser als der am S&P 500 gemessene Gesamtmarkt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte bald ein neues Allzeithoch erreicht werden.
Albemarle hat, angesichts des Anstiegs der Lithiumpreise und unter Berufung auf die Preisgestaltung seines eigenen Lithium- und Brom-Geschäftes, auch seine Gewinn- und Umsatzprognose für das kommende Jahr erhöht. Schon der Gewinn aus dem ersten Quartal hatte die Erwartungen übertroffen.
Die Albemarle Corp. ist marktführender Hersteller und Entwickler von Spezialchemikalien, wobei einer der Schwerpunkte eben auf Lithium-Produkten für Abnehmer aus verschiedenen Branchen liegt. Im vergangenen Jahr machte der Konzern bei etwa 3,33 Milliarden USD Umsatz einen Gewinn von 124 Millionen USD.
Wichtige Lithium-Ressourcen von Albemarle sind zum Beispiel „Silver Peak“ (Sole, Nevada), „King Mountain“ (Spodumen, North Carolina) oder „Salar“ (Sole, Chile); rund um den Globus besitzt das Unternehmen weitere Abbaustätten und Verarbeitungsanlagen für Lithium.
… und Livent Corporation
Livent Corp. (NYSE:LTHM) verzeichnete in den vergangenen Tagen ebenfalls einen riesigen Kurssprung von über 30 Prozent. Auslöser für den erfreulichen Kursanstieg war die Veröffentlichung der Unternehmenszahlen für das erste Quartal 2022, die einen besseren Umsatz als ursprünglich erwartet belegten.
Der Umsatz war im Vergleich zum Vorjahr um 56 Prozent auf 143,5 Millionen USD gestiegen – erwartet hatten die Analysten knapp 140 Millionen USD. Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag mit 21 Cent acht Cent über den Prognosen.
Angesichts der wachsenden Lithium-Nachfrage hat Livent nun auch Kapazitätserweiterungen für Lithiumcarbonat und –hydroxid angekündigt. Die Prognose für das laufende Jahr hob das Unternehmen stark an und erwartet nun einen Umsatz zwischen 755 und 835 Millionen USD. Die damit überholte bisherige Prognose sah 540 bis 600 Millionen USD vor.
Ein wichtiges Lithium-Projekt von Livent ist „El Fenix“ (Argentinien), wo Lithium aus Sole aus der Salztonebene „Hombre Muerto“ gefördert wird.
Chancen für Newcomer im Lithiumgeschäft: Galan Lithium Ltd. …
Gleich in der Nachbarschaft von „El Fenix“ entwickelt und exploriert Galan Lithium Ltd. (ASX: GLN) aus Perth sein Flaggschiffprojekt „Hombre Muerto West“. Die auf Spanisch „Salar“ genannte Salzwüste beherbergt die sauberste und gehaltvollste Lithiumsole Argentiniens. Das „Hombre Muerto West“-Projekt ist eine vierzehn Kilometer lange, in ihrer Breite zwischen einem und fünf Kilometern variierende Liegenschaft, die sich aus zurzeit sieben Konzessionen zusammensetzt. Die aktuelle Ressource beziffert 2,3 Millionen Tonnen Lithium-Äquivalent, allerdings sind in dieser noch nicht alle Konzessionen eingerechnet. Das Explorationspotenzial ist somit weiterhin hoch.
Aus „Hombre Muerto West“ gibt es aktuell spannenden Newsflow. Erst kürzlich vermeldete Galan Lithium eine Ressourcenerweiterung durch Bohrungen auf der Konzession „Pata Pila“; zudem machen die Fertigstellung eines Verdunstungsteichs und somit die baldige Inbetriebnahme einer Pilotanlage große Fortschritte. Auch die endgültige Machbarkeitsstudie, die für Ende 2022 anvisiert ist, liegt im Zeitplan.
Gute Neuigkeiten also – und „Hombre Muerto West“ ist nicht die einzige Lithium-Ressource im Portfolio der Australier. Nicht weit entfernt, ebenfalls in Argentinien, befindet sich das zweite Sole-Projekt „Candelas“, ein 15 Kilometer langes Tal mit einem Kanal darin. Eine Ressourcenschätzung von 2019 beziffert 685.000 Tonnen Lithiumcarbonat-Äquivalent, Bohrungen und geochemikalische Untersuchungen unterstreichen weiteres Potenzial. Darüber hinaus ließe sich bei der Gewinnung von Sole in „Candelas“ ein ressourcenschonendes Umkehrosmose-Verfahren anwenden, ohne dass dabei Oberflächenwasser aus einem Fluss vor Ort verwendet werden müsste. Ein Pluspunkt somit in der Umweltbilanz.
Last but not least und erst seit einigen Monaten befindet sich außerdem ein Lithium-in-Hartgestein-Projekt im Programm von Galan: „Greenbushes South“, ein Joint Venture mit Lithium Australia NL. Das im Bundesstaat Western Australia gelegene Areal deckt die südliche Streichenabdeckung der weltgrößten produzierenden Lithium-aus-Gestein-Mine „Greenbushes“ ab (betrieben von Talison Lithium, einem Joint Venture zwischen Tianqi Lithium und Albemarle). Die Exploration von „Greenbushes South“ ist jedoch mit Prospektions- und Schürfprobenentnahme noch im Anfangsstadium.
Auch Galan Lithium profitiert derzeit von den Mitnahmeeffekten des florierenden Lithiummarktes, auch wenn das Unternehmen selbst noch gar nicht fördert. Zwar hatte der Kursverlauf sich im vergangenen Monat nach einem Peak wieder etwas nach unten reguliert, das Niveau liegt jedoch weiterhin deutlich über dem vom Jahresbeginn und der Kursrücksetzer könnte auch wieder Chancen bedeuten.
… und Foremost Lithium Resource & Technology Ltd.
Lithiumoxid aus seinen Projekten gewinnen und daraus gleich batterietaugliches Lithiumhydroxid für Endabnehmer aus der Elektromobil- und Batterieindustrie herstellen will das kanadische Unternehmen Foremost Lithium (CSE: FAT). Der Lithium-Junior besitzt insgesamt vier Hartgestein-Lithium-Projekte in Kanada, eines – „Hidden Lake“ – in den Nordwest-Territorien, drei – „Zoro“, „Jean Lake“ und „Grass River“ – in Manitoba. Diese drei Projekte werden aufgrund ihrer räumlichen Nähe zur gleichnamigen Stadt auch unter dem Namen „Snow Lake“-Projekte zusammengefasst, obwohl sie nicht unmittelbar aneinander grenzen.
Foremost Lithium will sich zu einem Unternehmen entwickeln, das auf besonders ethische und nachhaltige Weise Lithiumprodukte in Nordamerika produziert. Bei allen aktuellen Projekten handelt es sich ausschließlich um Lithium-in-Hartgestein-Vorkommen, die es zu untersuchen gilt.
Am weitesten fortgeschritten ist das Unternehmen damit auf „Zoro“, wo die Mineralisierung auf dem 3.603 Hektar großen Areal in Form von sogenannten „Dykes“ vorliegt. „Dykes“ sind Gesteinsplatten magmatischen Ursprungs, die andere Gesteine durchschneiden. Auf „Zoro“ bestehen die Dykes aus Pegmatit, der wiederum den Lithium-haltigen Spodumen beherbergt. Für einen dieser Dykes – „Dyke 1“ – liegt eine Erstressourcen-Schätzung aus dem Jahr 2018 vor, worin ein Depot von (inferred/ abgeleitet) 1.074.567 Tonnen mit 0,91 Prozent Lithiumoxid beziffert wird. Zudem ist durch Tests bereits nachgewiesen, dass sogar mit Standardmethoden ein äußerst hochwertiges und marktfähiges Konzentrat mit 6,04 Prozent Lithiumoxid-Gehalt hergestellt werden kann.
Jüngste Unternehmensmeldungen berichten von einer Erweiterung der Ressource durch Explorationsbohrungen an „Dyke 8“, der nun ein Ziel mit hoher Priorität darstellt. Angestrebt wird ein zeitnahes Ressourcenupdate.
Parallel dazu untersucht Foremost Lithium auch die übrigen Grundstücke. So gab es beispielsweise vor Kurzem magnetische Überflugvermessungen über „Jean Lake“, einem Gelände, das seit den Vierzigerjahren nicht exploriert wurde. Dabei wurden ebenfalls mehrere Pegmatit-Ziele ermittelt, die mit Priorität erforscht werden sollen. Besonders interessant an dem 1.002 Hektar großen Areal entlang des „Thompson Brother“-Lithium-Trends ist der mögliche geologische Zusammenhang mit interessanten Explorationsfunden, die der Mitbewerber Snow Lake Lithium auf dem angrenzenden Konzessionsgebiet gemacht hat.
Auf „Grass River“ sind durch Bohrungen in den Fünfzigerjahren sieben Lithium-haltige Spodumen-Körper bekannt; exploriert wurde damals jedoch nach Edelmetall. Auch hier gab es schon Überflugmessungen; im Laufe des Jahres sollen weitere Feldarbeiten stattfinden.
„Hidden Lake“ in den Nordwest-Territorien hat zurzeit nachgeordnete Priorität für Foremost Lithium; durch historische und eigene Untersuchungen sind jedoch auch auf diesem Areal Lithium-Pegmatite nachgewiesen.
Ein umfangreiches und spannendes Portfolio also, mit dem Foremost Lithium aufwartet, auch wenn die Exploration und Ressourcenerstellung für die Projekte noch in einem frühen Stadium ist. Vielversprechende Aussichten bietet der Explorer aus Vancouver allemal.
Das sehen auch wichtige Anteilseigner so: Erst vor wenigen Tagen kamen durch ein besichertes Aktionärsdarlehen 1.145.000 CAD in die Kasse – Mittel, mit denen die Erforschung der Lithium-Assets zügig vorangetrieben werden sollen.
Auch bei der Foremost Lithium-Aktie bildet sich der allgemeine Aufwärtstrend von Lithium- und Lithiumfirmen ab, wenn sich der Preis für die Einzelaktie auch (noch!) in niedrigen Preisklassen bewegt.
Ein Einbruch der positiven Trends beim Rohstoffpreis und den Unternehmenswerten – sowohl bei den großen Konzernen wie den Newcomern – ist zurzeit wohl nicht in Sicht.
Dieser Artikel von Florian Munsch ist erstmalig am 06.05.2022 auf www.goldgeldwelt.de erschienen, unter dem Titel: Gute Zeiten für Lithiumaktien wie Albemarle, Livent, Galan Lithium und Foremost Lithium