Als Landwirt Gewinnmargen erzielen wie Big Tech: Cannabis scheint es möglich zu machen. Die weltweite Legalisierung hat einen regelrechten Boom um Unternehmen entfacht, die an der Wertschöpfungskette beteiligt sind. Der Hype am Aktienmarkt ist vorbei, der Megatrend jedoch noch lange nicht: Warten jetzt günstige Schnäppchen auf Anleger?

Legalisierung weltweit auf dem Vormarsch

Seit Jahren lässt sich eine weltweite Legalisierungswelle erkennen. Im Frühjahr gab es sogar in Thailand eine deutliche Entkriminalisierung – lange Zeit kaum denkbar in dem asiatischen Land. Thailand erlaubt nun den Anbau der Pflanzen und die Verwendung in Lebensmitteln – das Rauchen in der Öffentlichkeit gilt allerdings noch immer als strafbare Belästigung.

Weltweit ist der Trend in Richtung Cannabis Legalisierung schon weiter. So haben 37 von 50 US Bundesstaaten Cannabis mittlerweile zumindest für den medizinischen Gebrauch freigegeben. 18 Bundesstaaten erlauben sowohl den Besitz als auch den Konsum unabhängig von einem ärztlichen Attest. In Kalifornien etwa dürfen die Bürger bis zu 48 g mitführen.

In Tschechien ist der Konsum sowie der Besitz von bis zu 15 g bereits seit 2010 egal. Kanada gestattet den Konsum von Cannabis schon seit 2018 – und den Besitz von bis zu 30 g oder vier Pflanzen. Auch in Deutschland steht eine Regeländerung an. Der Gesetzentwurf soll noch in diesem Jahr verabschiedet und Besitz und Konsum weitreichend legalisiert werden.

Seed-To-Sale: Chancen entlang der Cannabis Wertschöpfungskette

Unternehmen weltweit sehen in der Legalisierung große Potenziale. Rund um Cannabis entsteht eine ausgefeilte Lieferkette. Diese umfasst den Anbau, die Herstellung, die Distribution, den Transport und den Handel mit Cannabis und diversen Produkten, die damit zusammenhängen.

Cannabis Startups schießen wie Pilze aus dem Boden. Insbesondere in Deutschland steckt der Markt regulierungsbedingt noch in den Kinderschuhen. In Nordamerika gibt es schon länger Geschäftsmöglichkeiten – und deshalb auch börsengehandelte Cannabis Unternehmen. Der erste Hype um Cannabis Aktien scheint vorbei – was einer sachgemäßen Bewertung der Unternehmen erfahrungsgemäß zuträglich ist.

Der erste Hype ist vorbei: Kommt jetzt die rationale Rallye?

Um Cannabis Aktien war zeitweise ein regelrechter Hype entstanden, der sich aber mittlerweile gelegt hat. In der Frühphase des Booms war zu beobachten, was sich so oft einstellt, wenn die Gier den Verstand im Würgegriff hält: Was auch immer „irgendwie mit Cannabis“ zu tun hatte, wurde gekauft. Die Konsequenz: Irrlichternde Bewertungen und irgendwann der zwangsläufige Absturz.

Ein Barometer für die Entwicklung von Cannabis Aktien ist der BITA Global Cannabis Giants Index, der die 20 größten börsennotierten Unternehmen des Segments abbildet. Während der ersten Welle im Jahr 2018 schoss der Index auf 1.500 Punkte hoch. Es folgt eine deutliche Korrektur auf 250 Punkte, bevor der Index zum nächsten Sprung ansetzte und abermals über 1.000 Punkte stieg. Die erneute Korrektur führte den Cannabis Index schließlich auf 90 Punkte. Die enthaltenen Aktien sind also nur noch 6 % ihres Allzeithochs wert.

Global Cannabis Giants Index, Quelle: BITA

Warum kam es zu dem deutlichen Kursrückgang: Ein Grund war die massive Überbewertung durch den Markt. Aktien wurden 2018 mit Ertragsperspektiven angesetzt, die realistisch erst Ende der 2020er Jahre und danach erreicht werden können.

Außerdem verläuft die Legalisierung in manchen Ländern nicht so schnell und geradlinig, wie es der Markt erwartet hatte. 2022 stiegen die Zinsen – für die oft noch vor der Gewinnschwelle stehenden Unternehmen ein weiteres Problem.

Nun könnte sich aber endgültig eine Bodenbildung abzeichnen. Die Geschäftszahlen vieler Unternehmen werden stabiler, die Legalisierung schreitet voran, Wertschöpfungsketten werden aufgebaut. Vieles spricht dafür, dass Cannabis Aktien ihren Tiefpunkt gesehen haben und in der Zukunft wieder an Wert gewinnen könnten.

Diese Cannabis Aktien könnten vom neuen Megatrend profitieren

Mit welchen Aktien können Anleger am Cannabis Trend partizipieren? Wir sehen uns in den folgenden Abschnitten fünf Titel genauer an: Curaleaf, Tilray, Cronos Group, Trulieve und Canopy Growth.

Die Cannabis Aktien im Überblick:

  • Curaleaf (WKN: A2N8GY, ISIN: CA23126M1023, Ticker: CURLF)
  • Tilray (ex Aphria) (WKN: A2JQSC, ISIN: US88688T1007, Ticker: TLRY)
  • Cronos Group (WKN: A2DMQY, ISIN: CA22717L1013, Ticker: CRON)
  • Trulieve (WKN: A2N60S, ISIN: CA89788C1041, Ticker: TCNNF)
  • Canopy Growth (WKN: A140QA, ISIN: CA1380351009, Ticker: CGC)

Curaleaf (WKN: A2N8GY, ISIN: CA23126M1023, Ticker: CURLF)

Curaleaf (WKN: A2N8GY, ISIN: CA23126M1023, Ticker: CURLF) ist eine in New York ansässige Holdinggesellschaft mit Fokus auf medizinische und wellnessorientierte Cannabisunternehmen.

Im Segment Cannabis Operations ist Curaleaf an der Produktion und dem Verkauf von Cannabis über Einzel- und Großhandelskanäle beteiligt. Das Segment „Non-Cannabis Operations“ umfasst Dienstleistungen wie die Bereitstellung von Anbau-, Verarbeitungs- und Handels-Know-how sowie Back-Office-Verwaltung, Lizenzierung geistigen Eigentums, Immobilienleasingdienste und Finanzierungsmöglichkeiten für Lizenznehmer von medizinischem Cannabis und Cannabis für Erwachsene.

Die Aktie kostet aktuell gut 3,0 USD – nach 18 USD zum Allzeithoch Anfang 2021. Der Umsatz konnte von weniger als 100 Mio. CAD in 2018 auf mehr als 1,7 Mrd. CAD in 2022 gesteigert werden. Das Unternehmen operiert allerdings noch in der Verlustzone. Das Ergebnis pro Aktie lag im letzten Jahr bei -0,68 CAD. Im ersten Quartal 2023 konnte der Umsatz um ca. 7,5 % zulegen. Der Verlust pro Aktie stieg allerdings auf 0,05 USD (Vorjahr: 0,03 USD).

Tilray (ex Aphria) (WKN: A2JQSC, ISIN: US88688T1007, Ticker: TLRY)

Tilray – ehemalls Aphria – ist weltweit tätiges Unternehmen für Cannabis-Lifestyle und Konsumgüter mit Aktivitäten in Nordamerika, Europa, Australien und Lateinamerika. Das Unternehmen konzentriert sich auf die medizinische Cannabisforschung sowie den Anbau, die Verarbeitung und den Vertrieb von Cannabisprodukten. Zum Portfolio gehören getrocknetes Cannabis und Cannabisextrakte.

Die Tilray Aktie (WKN: A2JQSC, ISIN: US88688T1007, Ticker: TLRY) kostete Anfang 2021 knapp 64 USD und ist aktuell für 1,60 USD zu haben. 2019 wurde mit 3,20 USD pro Aktie der bislang größte Verlust ausgewiesen, der allerdings in den Folgejahren deutlich reduziert werden konnte (2022: 0,99 USD). Das Short Interest liegt aktuell bei rund 11,7 % der ausstehenden Aktien.

Cronos Group (WKN: A2DMQY, ISIN: CA22717L1013, Ticker: CRON)

Die Cronos Group (WKN: A2DMQY, ISIN: CA22717L1013, Ticker: CRON)produziert und vertreibt Cannabis. Das in Toronto ansässige Unternehmen will auch durch den Aufbau geistigen Eigentums durch die Weiterentwicklung der Cannabisforschung, -technologie und -produktentwicklung an der Legalisierung partizipieren. Zum Markenportfolio gehören unter anderem Spinach, PEACE NATURALS und Lord Jones.

Die Umsätze wachsen seit mehreren Jahren dynamisch: Wurden 2017 noch gut 4 Mio. CAD umgesetzt, waren es 2022 bereits knapp 120 Mio. CAD. In den letzten Jahren wurden allerdings Verluste ausgewiesen – etwa 0,58 CAD pro Aktie 2022.

Die Aktie hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgegeben. Wurden Anfang 2021 noch mehr als 15 USD bezahlt, wird das Papier aktuell zu rund 2 USD gehandelt.

Trulieve (WKN: A2N60S, ISIN: CA89788C1041, Ticker: TCNNF)

Trulieve Cannabis (WKN: A2N60S, ISIN: CA89788C1041, Ticker: TCNNF) kultiviert und produziert seine Produkte inhouse und vertreibt die Erzeugnisse an Markengeschäfte sowie via Versandgeschäft direkt an Patienten.

Die Aktie des Unternehmens wurde zuletzt mit knapp 4 USD bewertet – ein Abschlag von 90 % im Vergleich zum Allzeithoch im Jahr 2021. Nachdem mehrere Jahre in Folge ein Gewinn ausgewiesen werden konnte, fiel im Geschäftsjahr 2022 ein Verlust an, was auch die Aktie deutlich nach unten drückte.

Tatsächlich war das Ergebnis pro Aktie mit -1,70 CAD nun das dritte Jahr hintereinander rückläufig. Die Umsätze haben sich dagegen in den letzten fünf Jahren dynamisch nach oben entwickelt: Wurden 2018 noch 1,31 CAD pro Aktie umgesetzt, waren es 2022 bereits 8,59 CAD.

Canopy Growth (WKN: A140QA, ISIN: CA1380351009, Ticker: CGC)

Die Aktie von Canopy Growth (WKN: A140QA, ISIN: CA1380351009, Ticker: CGC) hat an der Börse schwere Zeiten hinter sich. Wurden zum Allzeithoch im Februar 2021 noch mehr als 52 USD pro Aktie gezahlt, ist das Papier an der NASDAQ derzeit weniger als 0,40 USD wert.

Das 2009 gegründete Unternehmen aus der kanadischen Provinz Ontario ist in der Produktion und dem Verkauf von medizinischem Cannabis aktiv. Im Segment Global Cannabis werden Produktion, Vertrieb und Verkauf einer vielfältigen Palette von Konsumgütern auf Cannabis- und Cannabinoidbasis in Kanada und weiteren Ländern zusammengefasst. Doch andere Produkte für Endkunden wie Verdampfer gehören zum Portfolio.

Zu Canopy gehören diverse Marken, die durchaus schon einige Erfolge in Nordamerika und darüber hinaus feiern konnten. Spectrum Therapeutics etwa ist eine international bekannte Marke für medizinisches Cannabis, Storz & Bickel gehört zu den Pionieren im Bereich der Verdampfer.

Die Geschäfte liefen zuletzt eher mäßig. Ende Juni wurden die Zahlen für das am 31. März endende Geschäftsjahr bekanntgegeben. Der Verlust pro Aktie fiel mit 7,070 CAD deutlich höher aus als im Vorjahr (0,770 CAD). Der Umsatz sank gar um 22,57 % auf 402,9 Mio. CAD.

Für die Aktie spricht, dass auch für das laufende Jahr eine schwache Entwicklung eingepreist ist und dass die Shortseite äußerst aktiv ist. Das Short Interest hat 8,90 % der umlaufenden Aktien erreicht.

Auch die Analysten sind bereits sehr zurückhaltend. Es gibt lediglich eine Kaufempfehlung, aber fünf Verkaufsempfehlungen. Sieben Analysten setzen die Canopy Growth Aktie auf Hold.

Fazit

Cannabis Aktien erlebten einen regelrechten Höhenflug, der allerdings 2021 endete. Die meisten Aktien von Unternehmen mit Bezug zu Cannabis notieren heute deutlich niedriger. Dies bietet besonnenen Anlegern Chancen: Wo Umsätze stetig wachsen und die Gewinnschwelle in Sicht ist, könnten bald wieder attraktivere Bewertungen in Sicht sein. Dass Cannabis ein langanhaltender und Trend mit erheblichem Ertragspotenzial ist, steht nicht in Zweifel.

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Verfasst von nebenwerte ONLINE Redaktion

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